...von 2005

1. Gisbert Haefs "Hannibal"
Der Roman handelt nicht etwa von irgendeinem fiktiven kannibalischen Serienmörder sondern von dem sehr realen karthagischen Feldherrn und Politiker Hannibal Barkas, der es im 2. Punischen Krieg in der Hand hatte, die Geschichte des Römischen Imperiums aprupt zu beenden. Aus der Sicht eines philokarthagischen Hellenen (Griechen) erzählend, schildert Haefs die Punischen Kriege als den Abwehrkampf eines freien, auf liberalen Welthandel ausgerichteten Systems (Karthago) gegen den auf Eroberung und Unterdrückung zielenden Imperialismus der Römer, in welchem ersteres schließlich unterliegt. Die Sympathien liegen dabei eindeutig auf seiten der historisch dem Untergang geweihten Punier. Parallelen zum Gebahren der heutigen Weltmacht Nr. 1 drängen sich bei Haefs' Sichtweise römischen Politikverständnisses geradezu auf...
2.

Johannes Tralow "Irene von Trapezunt"
Noch ein historisches Untergangsdrama: Im zweiten Band seiner Osmanen-Tetralogie (Roman-Zyklus in 4 Bänden) erzählt Tralow vor dem Hintergrund der Eroberung Konstantinopels durch die Türken unter Mohamed II. die Geschichte der byzantinischen Prinzessin Irene, der einzigen Frau, welche der Gewaltherrscher wirklich liebt. Wie fast alle Werke Tralows besticht "Irene von Trapezunt" durch die einfühlsame und farbige Gestaltung historischer Frauenpersönlichkeiten bei gleichzeitig hoher Detailtreue und historischer Sachkenntnis. Die Figur der Irene stellt dabei in ihrer Vielschichtigkeit m.E. die gelungenste Charakterisierung einer Frauengestalt im Werk des Autors dar, nur annähernd erreicht vielleicht in Gestalten der (wahrscheinlich aber fiktiven) Abenteurerin Julienne in "Der Eunuch" und der Tochter Keplers in "Kepler und der Kaiser".

3. Alexandre Dumas d.Ä. "Königin Margot"
Historische Dramen Teil 3: In diesem etwas weniger bekannten Werk des Autors von "Die drei Musketiere" und "Der Graf von Monte Christo" geht es in groben Zügen um die (unglückliche) Liebe eines armen Edelmanns zu einer Hohen Frau (Marguerite de Valois), Männerfreundschaft über konfessionelle Schranken hinweg in Zeiten religiösen Fanatismus und höfische Intrigen im zeitlichen Umfeld des Bartholomäusnacht-Massakers an den französischen Hugenotten 1572. Verglichen mit den oben vorgestellten Romanen schon fast der Trivialliteratur zuzuordnen, hebt sich das Werk durch größere historische Genauigkeit von Dumas' erfolgreicheren Büchern ab.
Größere Bekanntheit sollte die Romanhandlung durch die vorzügliche Verfilmung mit Isabelle Adjani in der Rolle der Marguerite erlangt haben ("Die Bartholomäusnacht", Fr 1994).
Ergänzender Hinweis: Von Prosper Merimée gibt es einen Roman "Die Bartholomäusnacht" mit einem überraschend ähnlichen Plot. Wer da wohl von wem abgekupfert hat...
4.

Robert Shea & Robert Anton Wilson "Illuminatus!"
Für den Diskordier Onkel Ho war es eine herbe Enttäuschung, daß es DAS eristische Standardwerk NICHT unter die Top-Hundert der beliebtesten Bücher in Deutschland geschafft hat. Aber der Film "23" ist halt eben auch älter als Peter Jacksons dreiteiliger Tolkien-Schinken...
Beim Kramen in alten Bücherkisten zufällig wieder aufgetaucht, wurde das Buch in drei-vier ekstatischen Nachtschichten von Ho "verschlungen" - und es ist es wirklich wert, immer mal wieder gelesen zu werden!

Leseprobe als Denkanstoß

5. H.N. Beard & D.C. Kennedy "Dschey Ar Tollkühn: Der Herr der Augenringe"
Es ist einfach erschreckend: Vor vier Jahren konnte man " Der Herr der Ringe" verborgen, man bekam das Teil mit großer Wahrscheinlichkeit ungelesen zurück ("Zu schwierig", "Zu viele Handlungssprünge" etc.) und wenn man sich beim Chat als "frodo" einloggte, wurde man garantiert von 90% der Community für infantil gehalten. Aber kaum hat sich Hollywood des Themas angenommen, wimmeln Fantasy-Neuerscheinungen und Computerspiele von Orkhorden und Tolkiens Trilogie ist das Lieblingsbuch der Deutschen!
Aus Jammer über jene sklavische Medienhörigkeit kann man wirklich nur zu dieser leicht prolligen Parodie von 1969 (!) greifen und erfährt zumindest, wo Terry Pratchet die Anregung zu seinem Scheibenwelt-Universum her haben könnte...
Nebenbei ist Tim Benzedrin (das Tom Bombadil-Äquivalent) einfach köstlich - Pech für die Leute, die nur die "Herr der Ringe"-Filme kennen, da kommt Bombadil nämlich nicht vor...
6.

Douglas Adams "Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele"
Richtig! Der fehlte noch in meiner Raupensammlung! Und mein Favorit ist eben nicht jene fünfbändige Trilogie um Ford Prefect und Konsorten sondern die tatsächlich dreibändige Saga um den holistischen Privatdetektiv Dirk Gently. Aussagen wie: "Wenn ich dieses Tischbein hier in einer Weise befragen könnte, die einen Sinn für mich oder das Tischbein ergäbe, dann könnte es mir Antwort auf jede Frage über das Universum geben." sind einfach von einem fundamentalen Verständnis für die innersten Zusammenhänge unseres chaotisch determinierten Daseins geprägt. Außerdem erfährt man endlich, was die Asen im England der Achziger Jahre getrieben haben.
Für deren Wirken im neuen Jahrtausend empfehle ich dagegen meine eigene bescheidene holistisch-diskordische Erhebung...

7. Diane Duane "Der Feind - mein Verbündeter"
Ach Gott! Trekkie isser ooch noch! - Erstmal heißt das eigentlich "Trekker", nur wollten die Fans in Deutschland scheinbar nicht dauernd mit landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen verwechselt werden...
Zum Buch: Die Romulanerin Ael, eine gefährliche aber traditionsbewußte Raumschiffkommandantin schließt einen geheimen Pakt mit ihrem Erzfeind, Captain James T. Kirk, um zu verhindern, daß eine kleine Clique machtbesessener Romulaner mit Hilfe der Psi-Kräfte entführter Vulkanier die gesamte Galaxis ins Chaos stürzen. Es gelingt ihr, Kirk zu einem halsbrecherischen Abenteuer zu überreden: Nach einem Scheingefecht soll die ENTERPRISE als Aels "Beute" tief in den romulanischen Sektor geschleppt werden, um so die gefangenen Vulkanier zu befreien und das romulanische Genlabor zu zerstören...
8. Willi Heinrich "Das geduldige Fleisch"
Noch so'n Buch, wo die Verfilmung bekannter sein dürfte als die Romanvorlage. Deshalb beschränkt sich die Inhaltsangabe auch darauf, daß der Film zum Buch "Steiner - das eiserne Kreuz (Teil I)" ist...
9.

Hanswilhelm Haefs "Handbuch des nutzlosen Wissens"
Daß Reisen bildet, gilt seit langem als Binsenwahrheit, bei mir hat sich das in diesem Fall aber bewahrheitet. Das hier vorgestellte Buch zierte nämlich dort, wo ich anläßlich einer Lesung in Aachen übernachtete, den Nachttisch und fesselte mich derart, daß ich es auch sofort von meinen Gastgebern ausgeborgt habe. Einige der in dem Werk aufgelisteten Fakten waren es wert, sofort ins Diskordische Sammelsurium aufgenommen zu werden...

Ein nutzloses Detail am Rande:
Hanswilhelm ist weder verwandt noch verschwägert mit Gisbert!

10.

Jean-Charles Brisard & Guillaume Dasquié "Die verbotene Wahrheit"
Daß Osama CIA-IM war und vielleicht sogar noch ist, ist ja nun so neu nicht mehr. Trotzdem ist das Buch für jeden Verschwörungstheoretiker ein Muß und hier an dieser Stelle der zweite Sachbuch-Tip.
Man beachte vor allem, daß die Autoren Franzosen sind. Da werden die Pommes in Ami-Land wohl noch ein weiteres Weilchen "Freedom fries" heißen...