Als er auf die Welt kommen sollte, mußten sie ihn mit technischen Verwandten
des Octopus aus dem Leib seiner Mutter entfernen. Er wehrte sich mit Händen
und Füßen gegen das Zurweltgebrachtwerden, weil er wohl ahnte, daß
ihm das, was er dann erblicken sollte, nicht sonderlich gefallen würde.
Seine Kindheit war hart, weil ihn die Kinder aus der Straße immer hänselten
wegen seinen langen Haare und weil sein Nachname irgendwie nach Drogen klang.
Er hat dann immer öfter die Schule geschwänzt und lieber mit zwei
anderen Losern am Puget Sound abgehangen, die auslaufenden Tanker beobachtet
und Kleber geschnüffelt. Später hat ihm irgend jemand eine alte Fender
Stratocaster für 20 Dollar aufgeschwatzt, von der er behauptete, sie habe
Jimi Hendrix gehört. Klein Kurt wollte nun gerne Rockstar werden, doch
nach drei Jahren üben hatte er immer noch nicht Smoke on the Water drauf,
und nur mit Hey Jude und Satisfaction konnte man kein Konzert bestreiten. Außerdem
fehlte da noch irgendwas.
Was fehlte, waren eine Band und Groupies, wenigstens einer. Da geschah es nun,
daß er mal wieder mit seinen Kumpels aus den Klebertagen am Rollfeld der
Boeing-Werke abgammelte. Einer von den beiden hatte ganz zufällig einen
weggeworfenen Joint mit und weil die Klebertüte gerade alle war, beschlossen
sie, es damit mal zu versuchen. Dann nach jeweils drei Zügen hatten sie
die Erleuchtung. Sie würden eine Band gründen und sie nach dem benennen,
was sie soeben glaubten, gesehen zu haben: Nirvana.
Gesagt, getan. Sie zogen sich Holzfällerhemden an, setzten sich Wollmützen
auf und legten los. Für ein Bier und ne Pizza am Abend. Am Anfang mußten
die drei tüchtig Lehrgeld bezahlen, weil die Leute die Mülltonnen
nicht mochten, auf welchen Dave Grohl zuerst trommelte. Aber nachdem Kurt die
Waschmaschine von seiner Großmutter versetzt hatte und sie sich ein richtiges
Schlagzeug leisten konnten, ging’s langsam aufwärts. Bald feierten
sie große Erfolge mit Liedern über stinkende Teenager, wie sie im
Grunde ihres Herzens selber noch welche waren. Reporter kamen und stellten dumme
Fragen über das Ozonloch und George Bush, was die drei voll aus ihren stinkenden
Wollsocken haute. Sie begannen sich deshalb Heroin zu spritzen, was sie so interessant
machte, daß auch Girly-Groupies angekrochen kamen und die wehrlosen Rockstars
vergewaltigten.
Eine von ihnen mit falschen blonden Haaren, wenig Talent zum singen, um so mehr
aber zum Blasen und Kinderkriegen, riß sich Kurt auf und machte ihn zum
Vater. Sie heirateten dann noch, bevor er endgültig die Schnauze vollhatte
und sich dieselbe mit der Schrotflinte entfernte. Er hatte es da gerade auf
27 Lenze gebracht.
Seine Witwe, deren Name perverserweise wie Liebe klingt, ließ sich das
Peroxid aus den Haaren wachsen, gab das Kind in Pflege und ging nach Hollywood.
Sie hörte mit dem H auf, säuft statt dessen vor ejakulierenden Kameras
in der Badewanne Champus mit berühmten Schauspielern und wurde dadurch
selbst berühmt.
Bands wie Green Day, Offspring und Liquido singen ähnlich narkotische Songs
wie weiland Nirvana, um damit ihre Girly-Groupies zu schwängern, bevor
sie sich in den Rockstarhimmel fixen. Wahrscheinlich tragen sie auch stinkende
Wollsocken.
Es riecht wieder nach Zehnendergeist – smells like teen spirit again...