„Herr Ober! Nehm’se ma det Bier wech von mei’m Tisch! Da
ersaufen schon wieder Wespen drinne…“
Zu den unangenehmeren Exekutionsformen im alten Rom gehörte es, den Verurteilten
mit Honig einzuschmieren und dann einen Schwarm Wespen auf ihn loszulassen.
- Endlich weiß ich, warum mir immer so blümerant wird, wenn mich
mal wieder jene Dreckskamikazen im Biergarten umschwärmen, unaufhörlich
Selbstmordattentate auf mein unzureichend gesichertes Getränk unternehmend.
- Wer trinkt schon gerne mit staatlichen Vollzugsbeamten? Unabhängig davon,
ob diese nun feldgrau, olivgrün oder schwarz-gelb gewandet sind - allen
scheint ein angemaßtes Verfügungsrecht über Dinge, die sie weiß
Gott nichts angehen, eigen zu sein!
Und damit wäre dann auch schon wieder der Bogen zu jener erstaunlichen
Emanzipation von Wegelagerei, Erpressung und Mundraub zu gesetzlich sanktionierter
Repression geschlossen. Schon das alte staufische Reichsbanner wie auch die
Stadtfarben von Dresden und meiner Vaterstadt Arnstadt waren nicht umsonst Schwarz-Gelb,
vom sächsischen Landeswappen mal ganz zu schweigen - die grüne Raute
dort dient nur zur Verwirrung. Ja, selbst in der Nationalflagge werden die Erpresserfarben
nur durch ein schmales rotes Band geschieden, welches wohl lediglich das Blut
symbolisiert, das uns, mit unserem Einverständnis, abgezapft wird. Im Übrigen
trägt die penetranteste Sorte Stechmücken, mit etwas Fantasie betrachtet,
schwarz-gelbe Ringelsöckchen - auch das sagt wieder viel…
Das ist nun auf jeden Fall ein wirklich gutes Argument gegen alles Hexapodische,
wie unter anderem auch die Zurschaustellung staatlicher Macht an öffentlichen
Plätzen. Deren kleinste Organisationseinheit ist ja bekanntlich das Six-Pack,
in der Regel grün-weiß lackiert, doch sind auch Tarnfarben nicht
unüblich. Schwarz-Gelb wäre mittlerweile wohl auch zu offensichtlich…
Das leitet uns nunmehr zu einigen, ich muss es leider sagen, betrüblichen
Schlussbemerkungen: Im Gegensatz zu Wespen und Moskitos besitzen staatliche
Vollzugsbeamte keine nennenswerten Fressfeinde und sind auch vergleichsweise
unempfindlich gegen Spätfröste. Das versöhnt mich jetzt wieder
einigermaßen mit den in meinem Bierglas ertrinkenden Stechimmen…
„Herr Ober! - Een neuet Bier! Wenn’t jeht, ohne Wespe…“