Warum ich bei Sarrazin immer an Mielke denke – und lachen muss...

Wegen der humorvollen Selbstcharakterisierungen nämlich! Die Älteren unter uns werden sich sicher noch jener denkwürdigen öffentlichen Volkskammersitzung am 13. November 1989 entsinnen, in welcher der noch allmächtige Herr Minister erstmals vor laufenden Kameras Rechenschaft über sein Tun und Lassen ablegen sollte. Leicht irritiert ob solch ungewohnter medialer Aufmerksamkeit fühlte sich Erich Mielke da bemüßigt, den verblüfften Abgeordneten zu unserer aller Erheiterung sein Gefühlsleben zu offenbaren. Der von ihm damals geprägter Ausspruch „Ich liebe — Ich liebe doch alle — alle Menschen — Na ich liebe doch...“ ist legendär und seitdem ein gern verwendeter Geräuschfetzen für jeden Ostalgie-Sampler, der irgendwie lustig sein möchte – auch ich konnte mich zuzeiten vor Lachen kaum halten. – Tja, und genauso geht es mir also jetzt, wenn Thilo Sarrazin erklärt, kein Rassist zu sein...

Erich Mielke erklärt seine Liebe...
Denn leider teilt Herr Sarrazin mit dem DDR-Schnüffelpapst das Schicksal, mit seiner öffentlich vorgetragenen Selbstanalyse ziemlich verloren auf weiter Flur dazustehen. Ihnen geht es da wie mir, der ich doch immerhin glaube, ein 20-jähriger Sexgott zu sein, indessen ich für die Öffentlichkeit aber bestenfalls als 43-jähriger väterlicher Freund durchgehe. Nun, das ist sicher leichter zu ertragen als das bedauerliche Urteil, dass die Zeitgenossen über Mielke und Sarrazin gefällt zu haben scheinen. Den einen Menschenfreund hält man doch glatt für einen Unterdrücker und den anderen für einen intellektuellen Bombenleger...

Minister Mielke bei der Kontaktpflege 1982 in der Volkseigenen Molkerei Nessa
Dabei haben sich die Beiden doch bloß Sorgen gemacht! Mielke befürchtete beispielsweise den Kontaktverlust zur werktätigen Bevölkerung – und das waren in der DDR ja noch quasi alle! Wie sagte er doch noch so schön in seiner 89er Rede? "Wir haben, Genossen, liebe Abgeordnete, einen außerordentlich hohen Kontakt mit allen werktätigen Menschen...“ – und nach einigem konfusen Gestammel: „Ihr werdet gleich hören, warum...“ Leider wurde der Genosse Minister da unterbrochen, um anschließend seine Liebeserklärung an die Menschheit vom Stapel zu lassen, so dass wir leider aufgrund des zwischenzeitlichen Ablebens von Herrn Mielke nie erfahren werden, warum das so war...

Aber, immerhin, welcher Politiker kann heutzutage schon noch behaupten, einen außerordentlich hohen Kontakt zur Bevölkerung zu pflegen? Unverstandene Einzelkämpfer wie Wolfgang Schäuble ernten nur unverdiente Kritik! Ganz andere Sorgen hat dagegen Thilo Sarrazin: Er befürchtet das deutsche Kalifat! Nun, nachdem wir mit Herrn Ratzinger schon den Heiligen Stuhl in Rom besetzt haben, wäre die Übernahme der nächsten Weltreligion durch Deutsche an sich nur konsequent! Dass dazu der Islam in der deutschen Gesellschaft noch nicht tief genug verankert ist, liegt freilich auf der Hand, und wenn nun übereifrige Bedenkenträger wie Herr Sarrazin die Chancen einer Islamisierung Deutschlands partout nicht begreifen wollen, ist das so gesehen einfach nur schade...

Aber vielleicht ist das Islamargument ja auch nur vorgeschoben und Thilos Befürchtungen haben doch einen ethnozentristischeren Hintergrund, als er selber zugeben möchte? Wer Anfang der 80er Diskogänger war, müsste eigentlich wissen, was inzwischen auch Herrn Sarrazin aufgegangen zu sein scheint, dass nämlich die türkische Machtübernahme in unserem Heimatland langsam aber stetig voranschreitet!

Damals sang bekanntlich die NDW-Band „Deutsch-Amerikanische Freundschaft“ in ihrem Hit „Kebapträume“: „Neu-Izmir in der DDR, Atatürk der neue Herr!“ und der Refrain lautete: „Wir sind die Türken von morgen!“ – Das war, liebe Leute, kein Tanzlied sondern eine messerscharfe Gesellschaftsanalyse!

Muslimisch geprägte Jugend in der DDR: Im Vordergrund der Verfasser (im Kinderwagen) mit seiner strenggläubigen Mutter, im Hintergrund die Bergmoschee von Arnstadt/Thür.
Und wir Dussel wollten damals einfach nur Spaß, während man in Ost-Berlin bereits klammheimlich an der Umwandlung der Zone in eine Islamische Republik arbeitete! – Echt jetzt! Die Proklamation Erich Honeckers zum Groß-Ajatollah von Wandlitz sowie die Umwandlung der NVA in eine Dschihad-Miliz standen unmittelbar bevor, und Egon Krenz wäre dann mit Sicherheit als Bani-Sadr (erster gewählter iranischer Präsident nach der islamischen Religion 1979) Ostdeutschlands in die Geschichtsbücher eingegangen, als dummerweise die Mauer eingerissen wurde...

Immer wieder gern praktiziert: Rituelle
Entweihung von Heiligenschreinen! Zur
Belohnung gab's Türkischen Honig aus
volkseigener Produktion - ekelhaft!
Diese Chance wurde also schmählich versiebt, denn der vom Westen unbemerkte Umbau der DDR-Gesellschaft war bereits in vollem Gange gewesen. Immerhin: Die DDR war seinerzeit eines der gebärfreudigsten Länder Europas, das wenigstens hätte dem BND doch eigentlich zu denken geben müssen! Und – ich lüfte da ein eifrigst gehütetes Familiengeheimnis – als Kind habe ich in den 70ern sowohl meine Mutter, als auch meine Oma, sämtliche Tanten und sogar meine Klassenleiterin des öfteren beim Kopftuchtragen erwischt! Spätestens nach dem entlarvenden DAF-Song war damit aber Schluss, denn wie Chefideologe Kurt Hager bei einer eilends einberufenen Krisensitzung des Politbüros erläuterte, komme es ja nicht auf äußerliche Bekenntnisse sondern auf innere Koranfestigkeit an. „Ich zeige meinen Gebetsteppich ja auch nicht jedem dahergelaufenen Westjournalisten!“, rief er unter dem Beifall der Anwesenden aus.

Infolgedessen wurden die geplante Umwandlung der Parteigremien in Wächterräte vorerst zurückgestellt, Fatwas weiter als Parteitagsbeschlüsse deklariert und Honeckers Haddsch (Pilgerreise nach Mekka) bereits in Damaskus abgebrochen.

Auch die Rettung des Jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Wie kürzlich erst bekannt wurde, sollte dort keineswegs eine Straße sondern Ostberlins erste Moschee gebaut werden. Honecker hatte das Arafat und Ghaddafi in die Hand versprochen, allerdings im Gegenzug die Sprengung des NATO-Hauptquartiers in Brüssel gefordert. Als dann bloß eine Ami-Disko in Westberlin in die Luft flog, war der Deal geplatzt...

So, und nun sage noch mal einer, Thilo Sarrazin leide unter Wahnvorstellungen! Gut, er mag sich ja nur ungern als künftigen Türken sehen – und das, wo sich sein Schnauzer doch so gut unter’m Turban machen würde! – aber man muss solche Ängste ernst nehmen. Am Ende wird die Schlacht um Deutschland ja doch im Gebärmutterhals entschieden! Was soll eigentlich werden, wenn sich angesichts von globaler Erwärmung und wachsender Ozonlöcher weiße Haut als Selektionsnachteil herausstellen sollte? Und, sinkt die gesamtgesellschaftliche Intelligenz nicht auch mit steigender Lebenserwartung? Bedeuten nicht prozentual mehr Alte auch dementsprechend mehr Altersdemente? Verblöden wir also nicht nur von den Kreißsälen her, sondern auch aus den Seniorenresidenzen heraus? Sollte man vor diesen Hintergründen nicht wenigstens die „Aktion Gnadentod“ als Bildungsprogramm auflegen, Hartz IV-Empfängerinnen zwangssterilisieren und wenigstens blonde und rothaarige Mitteleuropäer notschlachten, damit sich eine zukunftsweisendere Pigmentierung schneller genetisch durchsetzt? Immerhin haben DAF ja wenigstens damals nicht gesungen: „Wir sind die Kongolesen von morgen!“ Das wäre mir dann auch ein zu hartes Schicksal gewesen.

Der Eindruck täuscht. Das Kopftuch meiner
Schwester war bloß in der Wäsche!

Was allerdings die Türkengefahr betrifft, so halte ich es eher mit den letzten byzantinischen Verteidigern Konstantinopels, welche angesichts der drohenden osmanischen Eroberung die gegen Übertritt zum Katholizismus zugesicherte abendländische Militärhilfe mit dem Aufschrei „Dann lieber den Turban als die Tiara!“ ablehnten. Warum die so dachten und wie ihre Nachfahren, die griechischstämmigen Phanarioten, in der Folge zu den eifrigsten Erfüllungsgehilfen türkischer Fremdherrschaft auf dem Balkan aufstiegen, erkläre ich vielleicht ein andermal ausführlicher.

So, muss jetzt Schluss machen – der Muezzin ruft!


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