19.01.2005: Nach dem großen Beben (Nachweihnachtliche Betrachtungen) |
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Freunde der Sonne, das war aber vielleicht eine schöne Bescherung
im Urlaubsparadies am zweiten Weihnachtsfeiertag! Drei Tage nachdem Gottvaters
Lookalike leibhaftig (als Harald Schmidt) im deutschen Fernsehen (wieder)erschienen
war, schickte der alte Herr höchstselbst seinen ganz eigenen Kommentar
zu allen irdischen Lobhudeleien aus Anlaß des 2005. Geburtstags seines
Sohns in Form einer großen Welle über ein paar Tausend westliche
Konsumverweigerer sowie ein paar Hunderttausend Menschen, die mit jedweder,
schon gar nicht aber solcher, Weihnachtsbotschaft irgendetwas anfangen können
(Moslems, Buddhisten, Hindus, Animisten). Wer darin eine Strafe Gottes sehen
möchte, kann das von mir aus tun. Ich halte ihn dann fairerweise für
ein fundamentalistisches Arschloch. Wer diesen Kolumnenstart für etwas
zynisch hält, den verweise ich dagegen auf den Aufschrei der Empörung,
der die deutsche Knallerbranche durchzuckte, als die ersten Spendenaufrufe
ruchbar wurden. Da wurden Leute, die ihr Geld lieber den Flutopfern spenden
wollten anstatt es zu Silvester zu verballern, doch tatsächlich verunglimpft,
die konjunkturell ach so bedeutsame Feuerwerkskörperindustrie zugrundezurichten.
Daraufhin wären dann wahrscheinlich weitere 4 Millionen Arbeitnehmer
entlassen worden und Hartz IV entgültig gefloppt. Das ist nicht nur
zynisch, das ist ultradoof! Aber noch lange kein Grund, mit derart hanebüchenen
Parolen Politik machen zu wollen. Das Thema Flutopfer schlug dann auch spätestens
bei Bekanntwerden der Höhe der staatlichen deutschen Hilfe postwendend
in die Stammtischdebatten ein: Wie kann man denn? Und gleich 500 Millionen!
Wo wir doch im Hartz IV-Zeitalter leben und sogar in Deutschland - Oh-Gott-oh-Gott!
- Obdachlose auf der Straße erfrieren (oder von faschistoidem Pöbel
abgemurkst werden - schon passiert!)... Ja, was wollt ihr denn? Vor die Alternative gestellt, die Leute, deren Hütten dort unten ins Meer gespült wurden, unter Umständen in Größenordnungen in Europa aufnehmen zu müssen, oder ihnen mit 500 Millionen beim Wiederaufbau ihrer Existenz in ihrer Heimat zu helfen, sollte die Wahl eigentlich nicht schwer fallen... Abgesehen von solchen Diskussionen, bei denen deutlich die Angst der (weniger reichen) Deutschen durchschimmert, die noch Ärmeren aus der Dritten Welt könnten ihnen den Rest Butter, den ihnen unsere besserverdienenden Sozialstaatsreformer noch gelassen haben, streitig machen, fällt es mir schon schwer an den puren Altruismus der Bundesregierung zu glauben. Wenn, laut Verteidigungsminister, Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, können ein paar U-Boot-Häfen um den Indischen Ozean herum sicherlich nicht schaden. Die Zukunft wird zeigen, ob Vermutungen über derartige geopolitische Wunschträume gänzlich aus der Luft gegriffen sind... Ja, bei soviel menschlichem Leid, welcher Art auch immer, konnte einem schon jegliche Feiertagsstimmung vergehen, obwohl's bei mir damit nie weit her war. In meiner Wahrnehmung wurde Weihnachten, allen christlichen Traditionen zum Trotz, scheinbar sowieso von Karstadt, Quelle und Hertie entwickelt, um die konsumverweigernden Deutschen zu übertölpeln. Und was hat's gebracht? Karstadt ist schon pleite! - Kein Wunder also, wenn sich selbst die Weihnachtsmänner schon am 3. Advent nach ihrer Jahrestagung (?) in Wales eine wüste Kneipenprügelei lieferten und ich selbst als Weihnachtsmann-Aushilfe keineswegs mit dem einem Heiligen gebührenden Respekt behandelt wurde! Wahrscheinlich hatten die bescherten Kinder den Fake eben doch durchschaut... |
In Anbetracht all dieser Erfahrungen konnte ich den Jahreswechsel wirklich kaum erwarten, auch weil ich neugierig war, wie sich denn Hartz IV wohl auf mich auswirken würde. Da meine Kontonummer glücklicherweise lang genug war, ging auch alles glatt und so mußte ich das Neue Jahr nicht mit einem deprimierenden Defizit in meiner Haushaltskasse beginnen. Das war mir glatt einen zusätzlichen Kasten Mineralwasser wert! Andere freuen sich in vergleichbarer Weise - und ausufernder! - über einen Lottogewinn, man wird halt bescheiden... |