Nachts liege ich wach und zähle die Wassertropfen, die ins Waschbecken
fallen – das kann ich gerade noch. Und hören. Und sehen. Und –
daliegen...
Ich hasse es, so dazuliegen! Eingegipst in mein Bett, die Beine gespreizt, damit
ich denen weniger Arbeit mache. Ausgeliefert der schweigenden Maschinerie ihrer
berufsbedingten Hilfsbereitschaft.
Dreimal am Tag schütten sie ihren ekelhaften Schleim in mich hinein, dreimal
kratzt mir jemand meine Exkremente zwischen meinen Schenkeln hervor, dreimal
wechseln sie den Schlauch, der in meinem Arm steckt. Schreien möchte ich,
doch mein Mund ist verklebt – also bin ich still. Da ich schweige, geht
es mir gut – als Patient bekomme ich sicher Bestnoten...
Die Schwestern schweigen auch. Am Anfang haben sie noch geplappert: „Guten
Morgen, Herr Müller – wir essen jetzt Mittag, Herr Müller –
Pfui Teufel, Herr Müller!!!“ – Jetzt tropft nur noch der Wasserhahn:
„Tock-tock, tock-tock.“ – Ich höre sie ächzen, wenn
sie mir die Bettpfanne unterschieben, sehe ihre angewiderten Gesichter, wenn
sie mir das Ding wieder herauszerren – und möchte sterben...
Ich bin irgendwie eine riesige, unförmige Bienenmade, die in ihrer Gipswabe
von schweigenden Arbeiterinnen bedient wird. Da liege ich nun – und warte
auf meine Verpuppung. – „Tock-tock! Tock-tock!“ – Bald
werde ich schlüpfen...